Café Latte

Ein bisschen Geschichte

Wem ist es nicht vertraut, das kleine Häuschen am Johannisplatz Nr. 8, das früher als Teeladl und Jugendtreff gedient hat? Mit der Eröffnung des "Cafe Latte" im Oktober 2002 in eben diesem Häuschen wurde ein neues Kapitel in der bewegten Geschichte des markanten Anwesens aufgeschlagen.

Es diente ursprünglich als Brotladen und entstand wohl schon um 1735. Bereits 1660 gab es nämlich in der aufstrebenden Tuchmachersiedlung eine "Brotbanckh" und zwar an der Stelle des heutigen Finanzamtes. Als dann dort das einstige Kastenamt erbaut wurde, verlegte man die Brotbank an den heutigen Platz. Da die ortlichen Bäckereien früher über keine eigenen Läden verfügten, wurden die Backwaren von einem sogenannten "Brothüter" in besagtem Häuschen verkauft. Im Sommer 1786 war es offenbar zu Differenzen über den Status der Brotbank und ihren Brothüter gekommen. So einigten sich Magistrat, Stiftisches Oberamt und ansässige "Beckemeister" nach entsprechenden Verhandlungen in einem Vergleich, der am 28. Februar 1787 publiziert wurde und als neue Rechtsgrundlage diente. Die Nominierung der Brothüter besorgte das örtliche Bäckerhandwerk; die Vergabe und den Pachtvertrag organisierte der Magistrat.

Bis 1786 wirkten Michael Güntner und anschließend Zeugmacher Jakob Merz als Brothüter. Sie und ihre Nachfolger waren praktisch Pächter des Häuschens, mussten eine Kaution stellen und hatten einen jährlichen Pachtzins zu entrichten. Diese Tradition wurde bis zum 1. Weltkrieg aufrecht erhalten. Im Ersten Weltkrieg muss der Brotverkauf im "Brotladl" - wie es im Volksmund hieß - wohl eingestellt worden sein, denn nach dem ersten Weltkrieg betrieb der Pächter dort ein Frisörgeschäft. Sein Nachfolger Lorenz Blay, der 1963 sein Geschäft aufgab und 1964 verstarb. In der Folgezeit wurde das städtische Anwesen vermietet. Dann etablierte sich in dem Häuschen "Der kleine Teeladen". Im Sommer 1983 konstituierte sich der Verein "Kleines Haus der Jugend e.V.", um das Anwesen fortan als Teeladen und zur Förderung der offenen Jugendarbeit zu nutzen. Damit hatte das Objekt einen neuen erfreulichen Zweck gefunden. Doch leider ging bis 1996 die Frequentierung allmählich zurück bis 1997 der Teeverkauf eingestellt werden musste. Nachdem sich der Trägerverein 2001 auflöste, wurde das Haus zum Verkauf angeboten. Und damit wären wir wieder beim "Café Latte", das am 3. Oktober 2002 eröffnete und mit seiner zukunftsweisenden Nutzung dem ursprünglichen "Brotladl" in gewisser Weise wieder nahe kommt.